Sterbenden Zeit schenken als Schule des Lebens

Sterbenden Zeit schenken als Schule des Lebens

im Ehrenamt beim Ambulanten Hospizdienst Neustadt

 

Selbst enge Freunde konnten meinen Entschluss, ein Ehrenamt als Sterbebegleiterin anzustreben, nur schwer verstehen. Warum also entschied ich mich vor acht Jahren, diesen Weg zu gehen und weiß heute, wie wichtig und richtig er ist?

Was wir im Rahmen der Ausbildung lernten und dieses Ehrenamt ausmacht, hört sich denkbar einfach an, ist in dieser Zeit aber ein so reicher Schatz: mit dem Herzen zu kommunizieren, das Gegenüber wahrzunehmen, anzunehmen, vielleicht ein Stück weit lieb zu haben. Ihm trotz Standhaftigkeit in den eigenen Werten wertfrei zu begegnen und eines der kostbarsten Güter zu schenken, die wir haben, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten. Dabei können wir den Sterbenden stärken, trösten, ihm Halt geben, Stütze sein, zuhören, ihn nicht allein lassen, sondern an seiner Seite sein.

Ich traf dabei auf Wegbegleiter, die eine solche Kraft, Stärke, Tatkraft, Reichtümer an Lebenserfahrung und solchen Mut mitbrachten, dass der heimelige Raum des Hospizvereins voller Liebe erstrahlte – diese Kraft trage ich immer noch im Herzen und darf sie bei Supervisionen, Fortbildungen und Ehrenamtstreffen aufladen.

Aus meiner Perspektive heraus könnten wir alle einen Kurs zum Hospizbegleiter brauchen, um unsere Welt ein Stück weit menschlicher zu machen und uns persönlich auf unsere Werte und das zu besinnen, was im Leben wirklich wichtig ist. Denn: Nur wenn wir uns unserer Sterblichkeit gewahr sind, können wir das Leben in all seinen Facetten verstehen und fühlen. Damit ist die Ausbildung zur Sterbebegleiterin als auch die Ausübung des Ehrenamtes für mich eine Schule des Lebens, weil ich aus jeder Begegnung unendlich viel für mich und mein Leben lerne. Ich gebe viel von mir, werde aber auch unendlich reich beschenkt.

Marina Meißner Ehrenamtlerin im Verein Beistand am Lebensende
Marina Meißner Ehrenamtlerin im Verein Beistand am Lebensende